Unser Leben ohne Visionen – 100 Jahre nach Blumhardt

Vortrag von Albrecht Esche in der Christuskirche in Kirchheim unter Teck am Freitag, 18. Oktober 2019 um 19:00 Uhr

Mit dem Tod von Christoph Blumhardt am 2.8.1919, also vor 100 Jahren, endet der Traum vom „Reich Gottes in Bad Boll“ (so ein Buchtitel). Der Vater Johann Christoph Blumhardt begann 1852 im Kurhaus Bad Boll eine weit reichende Seelsorge- und Heilungstätigkeit. Sie erreichte und bewegte mit der Losung „Jesus ist Sieger“ viele Menschen, manche sogar heilsam.

Der Sohn Christoph Blumhardt führte diese Arbeit weiter, indem er Heil und Heilung politisch verstand: Die Vision vom kommenden Reich Gottes zielt nämlich nicht primär auf Bekehrung oder Gesundung einzelner Menschen, sondern auf eine gerechte, friedliche Welt und auf eine gesunde Erde. Aus Frust über seine verbürgerlichte Kirche solidarisierte er sich mit der Arbeiterbewegung und wurde SPD-Mitglied. Mit seinem Tod starb dann auch die visionäre Arbeit in Bad Boll.

Referent:
Albrecht Esche, geb. 1944, Jugend in Calw. Schüler im evang.-theol. Seminar Maulbronn/Blaubeuren. Studium der Theologie, Zweitstudium der Germanistik mit Abschluss als Magister Artium. Pfarrer in Hohenstaufen und Ofterdingen. 1995 bis 2009 Studienleiter für Theologie/Literatur/Kunst an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Konzeption der dortigen literarischen Gedenkstätte »Blumhardts Literatursalon«. Publikationen: »Reich Gottes in Bad Boll. Religion, Kultur und Politik bei Johann Christoph Blumhardt und Christoph Blumhardt« (20164). „Raum im Dialog – Die Evangelische Akademie Bad Boll“ (2010, Herausgeber und Hauptautor). Esche lebt in Mössingen-Öschingen.